KSV-Taktik
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Re: KSV-Taktik
Ich werde niemals verstehen, wenn jemand ein Thema nicht passt, dass man dann nicht einen Bogen darum macht.
"Ich habe nach dem Spiel in der Kabine viele verwirrte Menschen getroffen."
Kiel-Trainer Ole Werner 13.01.21
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Re: KSV-Taktik
Mich kann in Sachen Fußball nix mehr weiterbringen. Habe genug in 50 Jahren erlebt und begriffenvorstopper57 hat geschrieben:Ich finde die Beiträge von @DSummer hervorragend.Claus mit C. hat geschrieben:Ich dachte bisher immer, wir "alle" wollen Spaß und Freude am Erfolg unserer Jungs haben, sie ihren Erfolg mit uns ausleben lassen und keine Doktorarbeit über deren täglich Brot schreiben müssen...
![]()
"Prügel" mich seit fast 40 Jahren mit dem Thema Fussball herum, aber bei so einem detaillierten Fachwissen vom User @DSummer, kann man jede Menge über unseren Sport dazu lernen.![]()
, für deine Mühe...und bitte mehr davon!
@CmC...vielleicht solltest gerade Du...diese lektüre aufmerksam verfolgen...könnte dich in sachen Fussball um einiges weiterbringen!!!

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Re: KSV-Taktik
@CmC:Claus mit C. hat geschrieben:Ich dachte bisher immer, wir "alle" wollen Spaß und Freude am Erfolg unserer Jungs haben, sie ihren Erfolg mit uns ausleben lassen und keine Doktorarbeit über deren täglich Brot schreiben müssen...
Vor neun Wochen hast du weiter oben angekündigt:
viewtopic.php?p=69971#p69971Claus mit C. hat geschrieben: Okay, dann sage ich halt auch nix mehr zu diesem völlig überflüssigem Thema...
Dass du dich immerhin neun Wochen lang daran gehalten hast, war doch schon ein viel versprechender Anfang. Jetzt dieses Zeitintervall langsam steigern, dann geht es in die richtige Richtung...
Oder alternativ dann eben doch versuchen, konstruktiv zu diesem Thread beizutragen.
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Re: KSV-Taktik
Auch nach 9 Wochen können Todgeglaubte wieder aufleben. Das Gesagte lebt dann dennoch weiter
...

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Re: KSV-Taktik
6. Spieltag, 15.09.2017, 18:30, Erzgebirge Aue - Holstein Kiel 0:3
Serie ausgebaut. Noch 27 Punkte.
Auf Kieler Seite gab es einen Wechsel: Peitz spielte für Kinsombi auf der 6. Ansonsten blieb alles bei der alten 4-1-4-1 Grundformation.
Aue spielte in einem 3-4-2-1-System. Hannes Drews vertraute dabei dem gleichen Personal wie beim Sieg in Ingolstadt.
Aue ohne Antwort auf die Kieler Taktik
Kiels Pressing war stark. Aue hatte keine Lösung dafür parat. Um das verständlicher darzustellen, habe ich in der nachfolgenden Grafik ein paar Elemente zusätzlich eingefügt. Alle Buchstaben (A bis D) werden im Folgenden genauer beleuchtet.
Zunächst hatte Aue etwa 60% Ballbesitz. Bisher hat Aue jedes Spiel mit mehr Ballbesitz als der Gegner verloren. Also eine schlechte Ausgangsposition gegen einen Gegner aus dem hohen Norden, dessen Spielidee es war sich zurückzuziehen und schnell umzuschalten.
So sah das Spiel meistens wie folgt aus: Die Auer Dreierkette hatte den Ball, spielte ihn sich hin und her, rückte etwas nach links, dann wieder zur Mitte, etwas nach links. Irgendwann kam ein Pass über die Mittelfeldlinie. Dann begann der Kieler Zugriff. Sofort wurde der Passempfänger gestört. Kiel doppelte dabei häufig. Aue verlor so oft den Ball und musste dann den Kieler Gegenstoß verteidigen. Kiel hatte Platz und spielte sich viele gute Szenen heraus.
Dieses typische Aubauspiel über die drei Auer Innenverteidiger stellt auch die Grafik dar. Wydra hat den Ball und sucht nun Anspielstationen. Kalig und Rupp sind anspielbar, alle anderen Spieler sind gedeckt. Ducksch in vorderster Front hält in seinem Deckungsschatten (B) Tiffet und/oder Fandrich aus dem Spiel. Je nachdem wie sich Ducksch positionierte lenkte er den Ball auf die linke oder rechte Seite des Spielfeldes. Dadurch entstand auf Auer Seite dann ein Dreieck aus Wydra-Rupp-Fandrich oder Wydra-Kalig-Tiffert. Mühling/Lewerenz und Drexler/Schindler rückten dann auf den Ballführenden und erzwangen entweder ein Rückspiel oder einen riskanten Pass unter Druck nach vorne.
Kiel drückte das Spiel so in einem Halbkreis wie beim Handball um das Kieler Zentrum (A). In diese Zone kam Aue kontrolliert nur selten. Peitz mit seinem ballorientiertem Rausrücken passte gut in dieses Spielkonzept. Er füllte die Lücken die Mühling und Drexler beim Pressing in der Mitte hinterließen. Aues Fokus über die Außen zu spielen und nicht durch die Mitte kam diesem Spiel stark entgegen. Die Mitte war zwar in einigen Szenen unbesetzt, aber dementsprechend auch ohne Auer Spieler. Zudem mussten die Auer die Zuspiele oft unter Druck und mit Rücken zum Kieler Tor annehmen, was die Verarbeitung des Balls ungemein erschwerte.
Schindler und Lewerenz auf den Außen hatten Riese bzw. Rizzuto stets in ihrem Deckungsschatten (B). Die Offensivbemühungen konnten über die Außen also keine Anspielstation finden. Dadurch rückten dann Köpke und Vertram in das Zentrum (A). Beide waren aber in nahezu Manndeckung an Herrmann und Heidinger gebunden (C), die sofort mit rausrückten und störten. In der Mitte sicherten Czichos und Schmidt zusammen gegen Nazarov ab (D).
Im Ergebnis hatte Aue oft den Ball spielte mit den hinteren 5 Feldspielern ungefährlich hin und her und konnte die Offensiven 5 nicht erreichen. Ungenaue Auer Rückspiele und/oder das Pressing der Kieler führten auch dazu, dass Kiel Aue stärker zurückdrängte in einigen Situationen. Kiel presste Aue dann in höheren Positionen, ohne dass das Auer Team schnell zurückrückte und half die Situation aufzulösen.
Beispielhaft dafür die Situation vor dem 3 zu 0. Ducksch und Lewerenz rannten seitlich am linken Auer Strafraumrand auf Wydra zu, der vor sich keine Anspielstation hatte. Kiel stellte alle Auer Spieler zu. Lewerenz kam schließlich in den Zweikampf und spitzelte den Ball zu Ducksch, der aus 16m frei auf Tor schießen konnte.
Kiel mit starkem Umschaltmoment
Das starke Kieler Mittelfeldpressing führte dann zwangsläufig zu Ballverlusten bei Aue. Danach konnte Kiel die volle Stärke des Teams ausspielen. Ducksch, Drexler oder Mühling erhielten als Ablagespieler zentral den Ball, leitete ihn dann umgehend weiter auf die sprintenden Lewerenz und Schindler weiter, die dann ihnre Schenlligkeit ausspielten und mit viel Raum vor sich gefährliche Aktionen einleiteten. Drexler rückte oft als erster nach. Mühling und auch Peitz unterstützen dann, sobald Aue seine Defensivformation gefunden hatte.
2/3 (8 von 12) der Kieler Schüsse kamen aus dem Strafraum, bei Aue nur 1 von 10. So konnte Kiel sich dann einige gute Torraumszenen herausspielen, die Mühling und Ducksch dann nutzten. Aue suchte sein Glück nach dem Rückstand dann in verstärkten, oft wenig genauen Fernschüssen.
Fazit
Starke Vorstellung von Kiel gegen offensiv harmlose Auer, die mit dem Kieler Pressing nicht zu Recht kamen. Kiel nutzte die offenen Spielsituationen nach Ballgewinn gut aus und gewann auch in der Höhe verdient.
@all: Ist die Grafik so verständlich? Oder macht es mehr Sinn einzelne Grafiken zu erstellen? Alles in einer spart etwas Zeit
Serie ausgebaut. Noch 27 Punkte.
Auf Kieler Seite gab es einen Wechsel: Peitz spielte für Kinsombi auf der 6. Ansonsten blieb alles bei der alten 4-1-4-1 Grundformation.
Aue spielte in einem 3-4-2-1-System. Hannes Drews vertraute dabei dem gleichen Personal wie beim Sieg in Ingolstadt.
Aue ohne Antwort auf die Kieler Taktik
Kiels Pressing war stark. Aue hatte keine Lösung dafür parat. Um das verständlicher darzustellen, habe ich in der nachfolgenden Grafik ein paar Elemente zusätzlich eingefügt. Alle Buchstaben (A bis D) werden im Folgenden genauer beleuchtet.
Zunächst hatte Aue etwa 60% Ballbesitz. Bisher hat Aue jedes Spiel mit mehr Ballbesitz als der Gegner verloren. Also eine schlechte Ausgangsposition gegen einen Gegner aus dem hohen Norden, dessen Spielidee es war sich zurückzuziehen und schnell umzuschalten.
So sah das Spiel meistens wie folgt aus: Die Auer Dreierkette hatte den Ball, spielte ihn sich hin und her, rückte etwas nach links, dann wieder zur Mitte, etwas nach links. Irgendwann kam ein Pass über die Mittelfeldlinie. Dann begann der Kieler Zugriff. Sofort wurde der Passempfänger gestört. Kiel doppelte dabei häufig. Aue verlor so oft den Ball und musste dann den Kieler Gegenstoß verteidigen. Kiel hatte Platz und spielte sich viele gute Szenen heraus.
Dieses typische Aubauspiel über die drei Auer Innenverteidiger stellt auch die Grafik dar. Wydra hat den Ball und sucht nun Anspielstationen. Kalig und Rupp sind anspielbar, alle anderen Spieler sind gedeckt. Ducksch in vorderster Front hält in seinem Deckungsschatten (B) Tiffet und/oder Fandrich aus dem Spiel. Je nachdem wie sich Ducksch positionierte lenkte er den Ball auf die linke oder rechte Seite des Spielfeldes. Dadurch entstand auf Auer Seite dann ein Dreieck aus Wydra-Rupp-Fandrich oder Wydra-Kalig-Tiffert. Mühling/Lewerenz und Drexler/Schindler rückten dann auf den Ballführenden und erzwangen entweder ein Rückspiel oder einen riskanten Pass unter Druck nach vorne.
Kiel drückte das Spiel so in einem Halbkreis wie beim Handball um das Kieler Zentrum (A). In diese Zone kam Aue kontrolliert nur selten. Peitz mit seinem ballorientiertem Rausrücken passte gut in dieses Spielkonzept. Er füllte die Lücken die Mühling und Drexler beim Pressing in der Mitte hinterließen. Aues Fokus über die Außen zu spielen und nicht durch die Mitte kam diesem Spiel stark entgegen. Die Mitte war zwar in einigen Szenen unbesetzt, aber dementsprechend auch ohne Auer Spieler. Zudem mussten die Auer die Zuspiele oft unter Druck und mit Rücken zum Kieler Tor annehmen, was die Verarbeitung des Balls ungemein erschwerte.
Schindler und Lewerenz auf den Außen hatten Riese bzw. Rizzuto stets in ihrem Deckungsschatten (B). Die Offensivbemühungen konnten über die Außen also keine Anspielstation finden. Dadurch rückten dann Köpke und Vertram in das Zentrum (A). Beide waren aber in nahezu Manndeckung an Herrmann und Heidinger gebunden (C), die sofort mit rausrückten und störten. In der Mitte sicherten Czichos und Schmidt zusammen gegen Nazarov ab (D).
Im Ergebnis hatte Aue oft den Ball spielte mit den hinteren 5 Feldspielern ungefährlich hin und her und konnte die Offensiven 5 nicht erreichen. Ungenaue Auer Rückspiele und/oder das Pressing der Kieler führten auch dazu, dass Kiel Aue stärker zurückdrängte in einigen Situationen. Kiel presste Aue dann in höheren Positionen, ohne dass das Auer Team schnell zurückrückte und half die Situation aufzulösen.
Beispielhaft dafür die Situation vor dem 3 zu 0. Ducksch und Lewerenz rannten seitlich am linken Auer Strafraumrand auf Wydra zu, der vor sich keine Anspielstation hatte. Kiel stellte alle Auer Spieler zu. Lewerenz kam schließlich in den Zweikampf und spitzelte den Ball zu Ducksch, der aus 16m frei auf Tor schießen konnte.
Kiel mit starkem Umschaltmoment
Das starke Kieler Mittelfeldpressing führte dann zwangsläufig zu Ballverlusten bei Aue. Danach konnte Kiel die volle Stärke des Teams ausspielen. Ducksch, Drexler oder Mühling erhielten als Ablagespieler zentral den Ball, leitete ihn dann umgehend weiter auf die sprintenden Lewerenz und Schindler weiter, die dann ihnre Schenlligkeit ausspielten und mit viel Raum vor sich gefährliche Aktionen einleiteten. Drexler rückte oft als erster nach. Mühling und auch Peitz unterstützen dann, sobald Aue seine Defensivformation gefunden hatte.
2/3 (8 von 12) der Kieler Schüsse kamen aus dem Strafraum, bei Aue nur 1 von 10. So konnte Kiel sich dann einige gute Torraumszenen herausspielen, die Mühling und Ducksch dann nutzten. Aue suchte sein Glück nach dem Rückstand dann in verstärkten, oft wenig genauen Fernschüssen.
Fazit
Starke Vorstellung von Kiel gegen offensiv harmlose Auer, die mit dem Kieler Pressing nicht zu Recht kamen. Kiel nutzte die offenen Spielsituationen nach Ballgewinn gut aus und gewann auch in der Höhe verdient.
@all: Ist die Grafik so verständlich? Oder macht es mehr Sinn einzelne Grafiken zu erstellen? Alles in einer spart etwas Zeit

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Re: KSV-Taktik
Erstklassige Taktikanalyse
...vielen Dank dafür!
Grafik ist absolut verständlich so...

Grafik ist absolut verständlich so...
Zuletzt geändert von vorstopper57 am So 17. Sep 2017, 14:45, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: KSV-Taktik
@vorstopper57 & Elmo & Greifswalder: Danke für Lob und Rückmeldung zur Grafik. Dann werde ich in Zukunft mehr von solchen kombinierten Grafiken hier aufzeigen. Allerdings hätte die Szene vor dem 3:0 von Ducksch eine Grafik verdient gehabt. Wer sie sich nochmal ansehen kann, sollte das tun.
Dazu habe ich auch noch eine Ergänzung zum Text: Die Spielsituation wird eingeleitet, indem Herrmann aus dem Mittelfeld den Ball an den Auer Strafraum schlägt. Die Erfolgschance war nicht so hoch, dass aus dem Ball direkt was wird. Daher könnte dies auch ein bewusst in Kauf genommener Fehlpass gewesen sein, nur um das Kieler Pressing direkt nach dem hohen Ball weiter nach vorne zu schieben. Im Idealfall kann Ducksch den Ball direkt verwerten, im Normalfall nicht, dann kann Kiel aber das Pressing vorschieben. Das werde ich in den nächsten Spielen mal beobachten. Am Ende hat Kiel alle Auer Spieler so gut zugestellt, dass Wydra nur noch die Option "Ball schnell und weit wegschlagen hatte". Lewerenz war allerdings schneller.
Morgen schaue ich mir St.Pauli vorbereitend an. Ein Derby hat ja so seine eigenen Gesetze.
Dazu habe ich auch noch eine Ergänzung zum Text: Die Spielsituation wird eingeleitet, indem Herrmann aus dem Mittelfeld den Ball an den Auer Strafraum schlägt. Die Erfolgschance war nicht so hoch, dass aus dem Ball direkt was wird. Daher könnte dies auch ein bewusst in Kauf genommener Fehlpass gewesen sein, nur um das Kieler Pressing direkt nach dem hohen Ball weiter nach vorne zu schieben. Im Idealfall kann Ducksch den Ball direkt verwerten, im Normalfall nicht, dann kann Kiel aber das Pressing vorschieben. Das werde ich in den nächsten Spielen mal beobachten. Am Ende hat Kiel alle Auer Spieler so gut zugestellt, dass Wydra nur noch die Option "Ball schnell und weit wegschlagen hatte". Lewerenz war allerdings schneller.
Morgen schaue ich mir St.Pauli vorbereitend an. Ein Derby hat ja so seine eigenen Gesetze.
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Re: KSV-Taktik
Klasse Analyse. Die Grafik ist eindeutig und hilfreich. Das mit dem Raum A ist mir während des Spiels gar nicht aufgefallen.
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Kiel-Trainer Ole Werner 13.01.21
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Re: KSV-Taktik
Vor dem Heimspiel der Hinrunde: St. Pauli kommt
St.Pauli lief zuletzt mit einem klassischen 4-2-3-1 auf. Die Verteidigung stellte sich dabei breit auf. Der Spielaufbau erfolgte meistens über rechts, über diese Seite kamen auch die meisten Torschüsse zustande.
Der Spielstil von St.Pauli ist wenig aggressiv. Sie spielen nicht wie Kiel ein aggressives Pressing, sondern eher abwartend. So haben sie Schwierigkeiten gehabt in die Zweikämpfe zu kommen. In den Zweikämpfen zeigen die erst 5 gelben Karten der Saison und die nur 10 Fouls pro Spiel, dass diese entweder wahnsinnig gut sind oder die Aggressivität fehlt (Kiel hat 15 gelbe Karten; Durchschnitt 13; Kiel mit 18 Fouls pS; Durchschnitt 15).
Gegen Ingolstadt leistete sich St.Pauli einige individuelle Fehler (Abspiel, Zweikampf), auch aufgrund des Ingolstädter Pressings, die direkt zu Gegentoren geführt haben (vgl. 3:0 von Ducksch in Aue). Ingolstadt hat in Hamburg gewonnen mit einer ähnlichen Taktik, die Kiel auch spielt.
Zudem zeigte St.Pauli gegen Ingolstadt, dass die Staffelung der Defensive nicht gut war und Tiefenläufe begünstigte, die Abstände zu den Stürmern passten ebenfalls nicht immer (s. Zweikampf oben). Mit einer kompakteren Taktik in Kiel, sollte das allerdings verbessert sein.
Auswärts spielt St. Pauli natürlich defensiver als vor eigenem Publikum. So muss Kiel wahrscheinlich das Spiel machen und irgendwo einen Lücke finden. Dann wäre es ein Spiel wie gegen Kaiserslautern und weniger wie gegen Aue. Daher wäre hier eine frühe Kieler Führung Gold wert, da St. Pauli dann umstellen müsste und Kiel sich dann in die Situation wie in Aue zurückziehen könnte. Gegen Lautern leif das Spiel besser, als die Mittelfeldspieler die Bindung zwischen Abwehr und Angriff herstellten und sich nicht zu hoch positionierten.
Weiteres Plus für Kiel: Bisher sah Kiel immer dann gut aus, wenn sie das Zentrum kontrollierten. St.Pauli spielte bisher eher über die Flügel, v.a. rechts. Interessant ist dann, ob Peitz wieder spielt. Da St.Pauli wenig über das Zentrum gespielt hat und das Zentrum nicht im Fokus von St. Pauli steht,wäre Peitz hier wieder eine Option. Die Kombi Lewerenz/Heidinger wird durch den Rechtsfokus einiges zu tun bekommen und defensiv gebraucht, wohingegen Schindler/Herrmann Platz haben sollten.
St.Pauli braucht eine Lösung für die erste Pressinglinie der Kieler. Vielleicht gibt es ja eine taktische Anpassung zu einem defensiv stabilerem 4-3-2-1.
Ich sehe für Kiel eher die Herausforderung darin, einen Schlüssel zum Toreschießen gegen einen tiefstehenden Gast zu finden, als sich defensiv irgendwie anpassen zu müssen. Spielt St.Pauli mit, wird es Torchancen für Kiel geben. Igeln sie sich in der eigenen Hälfte ein, wird es ein zähes Spiel.
@all: St.Pauli-Experten oder gar Sympathisanten sollten hier ja unterwegs sein: Worin seht ihr die Herausforderung der beiden Teams?
St.Pauli lief zuletzt mit einem klassischen 4-2-3-1 auf. Die Verteidigung stellte sich dabei breit auf. Der Spielaufbau erfolgte meistens über rechts, über diese Seite kamen auch die meisten Torschüsse zustande.
Der Spielstil von St.Pauli ist wenig aggressiv. Sie spielen nicht wie Kiel ein aggressives Pressing, sondern eher abwartend. So haben sie Schwierigkeiten gehabt in die Zweikämpfe zu kommen. In den Zweikämpfen zeigen die erst 5 gelben Karten der Saison und die nur 10 Fouls pro Spiel, dass diese entweder wahnsinnig gut sind oder die Aggressivität fehlt (Kiel hat 15 gelbe Karten; Durchschnitt 13; Kiel mit 18 Fouls pS; Durchschnitt 15).
Gegen Ingolstadt leistete sich St.Pauli einige individuelle Fehler (Abspiel, Zweikampf), auch aufgrund des Ingolstädter Pressings, die direkt zu Gegentoren geführt haben (vgl. 3:0 von Ducksch in Aue). Ingolstadt hat in Hamburg gewonnen mit einer ähnlichen Taktik, die Kiel auch spielt.
Zudem zeigte St.Pauli gegen Ingolstadt, dass die Staffelung der Defensive nicht gut war und Tiefenläufe begünstigte, die Abstände zu den Stürmern passten ebenfalls nicht immer (s. Zweikampf oben). Mit einer kompakteren Taktik in Kiel, sollte das allerdings verbessert sein.
Auswärts spielt St. Pauli natürlich defensiver als vor eigenem Publikum. So muss Kiel wahrscheinlich das Spiel machen und irgendwo einen Lücke finden. Dann wäre es ein Spiel wie gegen Kaiserslautern und weniger wie gegen Aue. Daher wäre hier eine frühe Kieler Führung Gold wert, da St. Pauli dann umstellen müsste und Kiel sich dann in die Situation wie in Aue zurückziehen könnte. Gegen Lautern leif das Spiel besser, als die Mittelfeldspieler die Bindung zwischen Abwehr und Angriff herstellten und sich nicht zu hoch positionierten.
Weiteres Plus für Kiel: Bisher sah Kiel immer dann gut aus, wenn sie das Zentrum kontrollierten. St.Pauli spielte bisher eher über die Flügel, v.a. rechts. Interessant ist dann, ob Peitz wieder spielt. Da St.Pauli wenig über das Zentrum gespielt hat und das Zentrum nicht im Fokus von St. Pauli steht,wäre Peitz hier wieder eine Option. Die Kombi Lewerenz/Heidinger wird durch den Rechtsfokus einiges zu tun bekommen und defensiv gebraucht, wohingegen Schindler/Herrmann Platz haben sollten.
St.Pauli braucht eine Lösung für die erste Pressinglinie der Kieler. Vielleicht gibt es ja eine taktische Anpassung zu einem defensiv stabilerem 4-3-2-1.
Ich sehe für Kiel eher die Herausforderung darin, einen Schlüssel zum Toreschießen gegen einen tiefstehenden Gast zu finden, als sich defensiv irgendwie anpassen zu müssen. Spielt St.Pauli mit, wird es Torchancen für Kiel geben. Igeln sie sich in der eigenen Hälfte ein, wird es ein zähes Spiel.
@all: St.Pauli-Experten oder gar Sympathisanten sollten hier ja unterwegs sein: Worin seht ihr die Herausforderung der beiden Teams?
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Re: KSV-Taktik
7. Spieltag, 19.09.2017, 18:30, Holstein Kiel - FC St. Pauli 0:1
Enges Spiel, knappe Niederlage. Weiter 27 Punkte bis zum Ziel.
Nach der hitzigen Zeit zwischen dem Sieg in Aue und dem Anpfiff mit 10-minütiger Verspätung, wurde dann endlich Fußball gespielt.
Und darum sollte es hier doch allen gehen.
Offensive gegen defensive Grundausrichtung
Kiel Trainer Markus Anfang wechselte Kinsombi auf der 6 für Peitz ein. Ein Zeichen dafür, dass die defensive Stabilität in diesem Spiel stärker in den Fokus rücken und das Kieler Zentrum in Rückwärtsbewegungen besser kotrolliert werden sollte. Ansonsten blieb das zuletzt erfolgreiche Team unverändert, auch in seiner 4-1-4-1 Grundformation.
St. Paulis Trainer Olaf Janßen änderte die 4-2-3-1-Formation auf gleich 3 Positionen: In die Innenverteidigung rückte Sobiech, Neudecker auf die 6/8 und Buballa auf die linke Verteidigerposition. Nach der instabilen und anfälligen Defensivzusammensetzung gegen Ingolstadt war das Motto bei St. Pauli "kein Gegentor bekommen".
Kiel sucht die Lücke
Beide Teams verstanden es am Anfang gut den Gegner nicht in den Strafraum kommen zu lassen. St. Pauli wählte dafür eine recht simple Methode: Alle Räume im letzten Drittel wurden besetzt und sobald der Ball in das letzte Drittel kam wurde ballnah zu einer Manndeckung gewechselt. So stand jedem Kieler Angreifer in ballnähe zumindest ein Gegenspieler gegenüber.
Das Pressing St. Paulis begann erst in der eigenen Hälfte und auch dort eher mitlaufend, als aggressiv. Der Zugriff St. Paulis auf den Ballführenden erfolgte daher eher nach Fehlpässen oder wenn Kiel im letzten Drittel in den Zweikampf gehen musste. Dabei profitierten die Hamburger von ihrer hohen Kompaktheit und ließen keine Steilpasswege offen.
Kiel versuchte das Spiel über die tiefstehenden Drexler und Mühling aufzubauen. Drexler spielte dabei oft als rechter Mittelfeldspieler an der Auslinie. So entstand auf Kieler Seite eine Unwucht hin zu dieser rechten Spielseite, sodass auch Ducksch sich eher hierhin orientierte, wenn auch höher positioniert.
In dieser Konstellation wartete St. Pauli geduldig auf seine Chance für einen Gegenstoß.
So lag es an Kiel das Spiel zu machen. Das allerdings ist auch schon im Spiel gegen Kaiserslautern das große Problem der Kieler gewesen. Steht der Gegner defensiv gut sortiert und bietet vor allem im letzten Drittel keine Anspielstationen und Optionen für vertikale Läufe, kommt die Kieler Offensive an ihre Grenzen.
Hier ist dann oft der hohe Ball auf Ducksch das Mittel gewesen, um das Spiel nach vorne zu tragen. Sobiech war dafür aber zu stark und konnte fast alle hohen Bälle im Zusammenspiel mit Avevor klären. Ducksch war so vom Spielfluss abgeschnitten und musste sich wieder viele Bälle aus der Tiefe holen. Auch die zweiten Bälle nach diesen hohen Anspielen konnten die Hamburger gut erreichen. Sie standen im Mittelfeld stets mit der Doppel-6 gut den Raum abdeckend und hatten so direkten Zugriff auf den Ball.
Kiel versuchte Offensiv dann sein Glück über die Flügel. St. Pauli verteidigte dies ebenfalls sehr gut. Die Außenverteidiger rückten an den Kieler Flügelstürmer, verhinderten ein schnelles Spiel. Gleichzeitig rückten die 6er auf die Außenseite und blockierten so den Weg in die Mitte. Dann kam der St. Pauli Flügelstürmer dazu. Dadurch gab es für Kiel kaum Anspielmöglichkeiten und es musste der Weg zurück gewählt werden.
Mit dieser sehr guten Defensivleistung schaffte es St. Pauli über weite Strecken den Ball aus dem Strafraum rauszuhalten. Kiel schaffe es nicht in ballnähe Überzahl zu kreieren. Es fehlten die Anspieloptionen für das typische Kieler Offensivspiel. Hier hätten die Kieler stärker auf eine Seite verschieben müssen. So wären Anspielstationen eröffnet worden, viel wichtiger aber, dass dann die ballferne Spielseite Raum für Sprints geboten hätte.
Die Hamburger standen zudem mit 4-6 Spielern immer in ihrer defensiven Grundordnung. Überraschende Angriffe waren da kaum möglich. Sie stellten sich breit auf, sodass im ganzen eigenen Drittel immer Zugriff auf den ballführenden Kieler Spieler herrschte. Zudem rückte einer der beiden 6er auch oft in die Abwehrreihe zurück, sodass situativ eine 5er-Kette entstand. Dies bot den Hamburgern die Möglichkeit auf die Außen zu schieben, ohne die eigentliche 4er-Kette aufgeben zu müssen.
St. Pauli selten in der Offensive
St. Pauli setzte bei Ballbesitz auf ein ruhiges Spiel. Dabei konnte der Ball auch mehrere Male zwischen den Abwehrspielern hin und her gehen, bis sich eine Lücke ergab. So wurde meistens über das Zentrum eine Anspielstation gefunden und der Ball dann auf die Außen verlagert.
Nach Ballgewinn im Mittelfeld wählte St. Pauli oft den schnellen, auch hohen Ball in die Spitze. Das Zentrum wurde dabei mit 4 bis 5 Spielern überladen. St. Pauli konnte so in einigen Szenen den zweiten Ball kontrollieren und über die Außen weiterspielen. Die Kieler Defensive wurde in gewisser Weise zunächst in die Mitte komprimiert und dann wieder nach Außen auseinandergezogen. Hierbei entstand Unordnung und Raum für Abschlussszenen.
Kiel konnte dies in den wenigen Fällen aber gut verteidigen, da die Offensivreihe der Hamburger mit 4-5 Speilern oft auf sich gestellt war, während die Defensivspieler ihre Ordnung hielten und nur zaghaft nachrückten. So versuchte der Gast die gefährlichen Kieler Konter zu unterbinden, was sehr gut funktionierte.
Einzelaktionen mussten also her, um das Spiel voranzutreiben. Auf Kieler Seite hatte Drexler einige gute Szenen und konnte für Offensivgefahr sorgen. Er blieb im Abschluss oder beim Pass aber zu ungenau. Neudecker machte es besser und öffnete mit einer starken Körpertäuschung, die Czichos ins Leere laufen ließ, den direkten Weg in den Strafraum. Der einlaufende Flum konnte so frei stehend angespielt werden und abschließen.
Planänderung bei Kiel: hohe Bälle
In der zweiten Halbzeit änderte sich am Spielfluss wenig: St. Pauli verteidigte weiterhin gut, bot keine Räume, kontrollierte das Zentrum und stellte auf den Außenbahnen die Kieler Spieler gut zu. St. Pauli beschränkte sich zunehmend auf das reine Verteidigen und bot Offensiv kaum noch Szenen und Entlastung an.
So entschloss sich das Kieler Trainerteam für eine Planänderung. Seydel wurde für Schindler eingewechselt und besetzte fortan das Sturmzentrum zusammen mit Ducksch. Drexler besetzte anschließend in vielen Szenen den rechten Flügel. Für das Spiel von St. Pauli änderte dies wenig, Kopfballduelle wurden weiterhin gewonnen, das Spielsystem eher noch ein wenig mehr zurückgezogen und dadurch noch kompakter, v.a. im Zentrum.
Folglich gab Kiel das Flügelspiel mit der Auswechslung von Lewerenz auf und mit Peitz als zusätzlichem starkem Kopfballspieler sollten die hohen Bälle noch stärker forciert werden. So schlug Kiel aus unterschiedlichen Positionen im Mittelfeld den Ball hoch und weit an den Strafraum der Hamburger. Das Prinzip "Leuchtturm Peitz" sollte greifen (nachzulesen hier viewtopic.php?p=71153#p71153), nur diesmal mit Seydel als Duett und Ducksch im Rückraum.
Die folgende Grafik zeigt eine dieser Spielsituation. Czichos spielt in der 87. Minute einen langen Ball in das Zentrum auf Seydel. Sobiech rückt aus der Abwehrkette heraus und köpft den Ball auf die Seite. Zu sehen ist, dass jeder Kieler Offensivspieler in Strafraumnähe einen festen Gegenspieler hat. Sobiech köpfte ein ums andere Mal diese hohen Bälle auch gegen Peitz heraus. Der Rückraum ist grundsätzlich gut besetzt bei den Kielern, nur kam der Ball selten dorthin aufgrund der verlorenen Kopfballduelle und St. Pauli konnte immer wieder zwei stabile Abwehrreihen aufbauen, um Kiel den direkten Weg nach vorne zu versperren.
Die Innenverteidigung der Hamburger gewann weiterhin die Mehrzahl der Zweikämpfe und ließ keinen Raum hinter der Abwehrkette für Tiefenaktionen. Kiel musste den Ball also in den Rückraum zurücklegen, wo St. Pauli mit seinem kompakten defensiven Mittelfeld stören konnte.
Zu Zehnt spielte Kiel mit einer 3er-Abwehrkette, brachte mit Hohender die letzte Option für lange, hohe Bälle zusätzlich in den Strafraum.
Aus dem "Leuchtturm Duett" wurde in den letzten 5 Minuten vereinzelt ein "Leuchtturm Trio", wobei die eigentliche Positionierung von Hoheneder im zentralen Mittelfeld lag, um dort Bälle zu gewinnen und zu verteilen.
St. Pauli schaffte es trotz der Überzahl und den 3 Strafraumstürmern Kiels nicht für Entlastungsangriffe zu sorgen und kam kaum zu einem konstruktiven Offensivspiel. Das Team schlug die Bälle weit aus dem eigenen Strafraum raus, sodass Kiel es postwendend weiter mit hohen Bällen versuchte bis die Abwehrschlacht abgepfiffen wurde.
Fazit
Ein hart erarbeiteter Sieg für St. Pauli, bei der die Defensive sicher steht, aber auf Kosten der Offensive. Die Hamburger nutzen eine der raren Offensivaktionen zur Führung, Kiel spielt weiter druckvoll, aber mit wenig Torgefahr. Auch die taktische Anpassung auf hohe Bälle bringt keine Tore, sodass Kiel sich letztlich zu Hause geschlagen geben muss.
Für die kommenden Spiele wird der Kieler Erfolg entscheidend von neuen Lösungen gegen tiefstehende Teams abhängen.
Enges Spiel, knappe Niederlage. Weiter 27 Punkte bis zum Ziel.
Nach der hitzigen Zeit zwischen dem Sieg in Aue und dem Anpfiff mit 10-minütiger Verspätung, wurde dann endlich Fußball gespielt.
Und darum sollte es hier doch allen gehen.
Offensive gegen defensive Grundausrichtung
Kiel Trainer Markus Anfang wechselte Kinsombi auf der 6 für Peitz ein. Ein Zeichen dafür, dass die defensive Stabilität in diesem Spiel stärker in den Fokus rücken und das Kieler Zentrum in Rückwärtsbewegungen besser kotrolliert werden sollte. Ansonsten blieb das zuletzt erfolgreiche Team unverändert, auch in seiner 4-1-4-1 Grundformation.
St. Paulis Trainer Olaf Janßen änderte die 4-2-3-1-Formation auf gleich 3 Positionen: In die Innenverteidigung rückte Sobiech, Neudecker auf die 6/8 und Buballa auf die linke Verteidigerposition. Nach der instabilen und anfälligen Defensivzusammensetzung gegen Ingolstadt war das Motto bei St. Pauli "kein Gegentor bekommen".
Kiel sucht die Lücke
Beide Teams verstanden es am Anfang gut den Gegner nicht in den Strafraum kommen zu lassen. St. Pauli wählte dafür eine recht simple Methode: Alle Räume im letzten Drittel wurden besetzt und sobald der Ball in das letzte Drittel kam wurde ballnah zu einer Manndeckung gewechselt. So stand jedem Kieler Angreifer in ballnähe zumindest ein Gegenspieler gegenüber.
Das Pressing St. Paulis begann erst in der eigenen Hälfte und auch dort eher mitlaufend, als aggressiv. Der Zugriff St. Paulis auf den Ballführenden erfolgte daher eher nach Fehlpässen oder wenn Kiel im letzten Drittel in den Zweikampf gehen musste. Dabei profitierten die Hamburger von ihrer hohen Kompaktheit und ließen keine Steilpasswege offen.
Kiel versuchte das Spiel über die tiefstehenden Drexler und Mühling aufzubauen. Drexler spielte dabei oft als rechter Mittelfeldspieler an der Auslinie. So entstand auf Kieler Seite eine Unwucht hin zu dieser rechten Spielseite, sodass auch Ducksch sich eher hierhin orientierte, wenn auch höher positioniert.
In dieser Konstellation wartete St. Pauli geduldig auf seine Chance für einen Gegenstoß.
So lag es an Kiel das Spiel zu machen. Das allerdings ist auch schon im Spiel gegen Kaiserslautern das große Problem der Kieler gewesen. Steht der Gegner defensiv gut sortiert und bietet vor allem im letzten Drittel keine Anspielstationen und Optionen für vertikale Läufe, kommt die Kieler Offensive an ihre Grenzen.
Hier ist dann oft der hohe Ball auf Ducksch das Mittel gewesen, um das Spiel nach vorne zu tragen. Sobiech war dafür aber zu stark und konnte fast alle hohen Bälle im Zusammenspiel mit Avevor klären. Ducksch war so vom Spielfluss abgeschnitten und musste sich wieder viele Bälle aus der Tiefe holen. Auch die zweiten Bälle nach diesen hohen Anspielen konnten die Hamburger gut erreichen. Sie standen im Mittelfeld stets mit der Doppel-6 gut den Raum abdeckend und hatten so direkten Zugriff auf den Ball.
Kiel versuchte Offensiv dann sein Glück über die Flügel. St. Pauli verteidigte dies ebenfalls sehr gut. Die Außenverteidiger rückten an den Kieler Flügelstürmer, verhinderten ein schnelles Spiel. Gleichzeitig rückten die 6er auf die Außenseite und blockierten so den Weg in die Mitte. Dann kam der St. Pauli Flügelstürmer dazu. Dadurch gab es für Kiel kaum Anspielmöglichkeiten und es musste der Weg zurück gewählt werden.
Mit dieser sehr guten Defensivleistung schaffte es St. Pauli über weite Strecken den Ball aus dem Strafraum rauszuhalten. Kiel schaffe es nicht in ballnähe Überzahl zu kreieren. Es fehlten die Anspieloptionen für das typische Kieler Offensivspiel. Hier hätten die Kieler stärker auf eine Seite verschieben müssen. So wären Anspielstationen eröffnet worden, viel wichtiger aber, dass dann die ballferne Spielseite Raum für Sprints geboten hätte.
Die Hamburger standen zudem mit 4-6 Spielern immer in ihrer defensiven Grundordnung. Überraschende Angriffe waren da kaum möglich. Sie stellten sich breit auf, sodass im ganzen eigenen Drittel immer Zugriff auf den ballführenden Kieler Spieler herrschte. Zudem rückte einer der beiden 6er auch oft in die Abwehrreihe zurück, sodass situativ eine 5er-Kette entstand. Dies bot den Hamburgern die Möglichkeit auf die Außen zu schieben, ohne die eigentliche 4er-Kette aufgeben zu müssen.
St. Pauli selten in der Offensive
St. Pauli setzte bei Ballbesitz auf ein ruhiges Spiel. Dabei konnte der Ball auch mehrere Male zwischen den Abwehrspielern hin und her gehen, bis sich eine Lücke ergab. So wurde meistens über das Zentrum eine Anspielstation gefunden und der Ball dann auf die Außen verlagert.
Nach Ballgewinn im Mittelfeld wählte St. Pauli oft den schnellen, auch hohen Ball in die Spitze. Das Zentrum wurde dabei mit 4 bis 5 Spielern überladen. St. Pauli konnte so in einigen Szenen den zweiten Ball kontrollieren und über die Außen weiterspielen. Die Kieler Defensive wurde in gewisser Weise zunächst in die Mitte komprimiert und dann wieder nach Außen auseinandergezogen. Hierbei entstand Unordnung und Raum für Abschlussszenen.
Kiel konnte dies in den wenigen Fällen aber gut verteidigen, da die Offensivreihe der Hamburger mit 4-5 Speilern oft auf sich gestellt war, während die Defensivspieler ihre Ordnung hielten und nur zaghaft nachrückten. So versuchte der Gast die gefährlichen Kieler Konter zu unterbinden, was sehr gut funktionierte.
Einzelaktionen mussten also her, um das Spiel voranzutreiben. Auf Kieler Seite hatte Drexler einige gute Szenen und konnte für Offensivgefahr sorgen. Er blieb im Abschluss oder beim Pass aber zu ungenau. Neudecker machte es besser und öffnete mit einer starken Körpertäuschung, die Czichos ins Leere laufen ließ, den direkten Weg in den Strafraum. Der einlaufende Flum konnte so frei stehend angespielt werden und abschließen.
Planänderung bei Kiel: hohe Bälle
In der zweiten Halbzeit änderte sich am Spielfluss wenig: St. Pauli verteidigte weiterhin gut, bot keine Räume, kontrollierte das Zentrum und stellte auf den Außenbahnen die Kieler Spieler gut zu. St. Pauli beschränkte sich zunehmend auf das reine Verteidigen und bot Offensiv kaum noch Szenen und Entlastung an.
So entschloss sich das Kieler Trainerteam für eine Planänderung. Seydel wurde für Schindler eingewechselt und besetzte fortan das Sturmzentrum zusammen mit Ducksch. Drexler besetzte anschließend in vielen Szenen den rechten Flügel. Für das Spiel von St. Pauli änderte dies wenig, Kopfballduelle wurden weiterhin gewonnen, das Spielsystem eher noch ein wenig mehr zurückgezogen und dadurch noch kompakter, v.a. im Zentrum.
Folglich gab Kiel das Flügelspiel mit der Auswechslung von Lewerenz auf und mit Peitz als zusätzlichem starkem Kopfballspieler sollten die hohen Bälle noch stärker forciert werden. So schlug Kiel aus unterschiedlichen Positionen im Mittelfeld den Ball hoch und weit an den Strafraum der Hamburger. Das Prinzip "Leuchtturm Peitz" sollte greifen (nachzulesen hier viewtopic.php?p=71153#p71153), nur diesmal mit Seydel als Duett und Ducksch im Rückraum.
Die folgende Grafik zeigt eine dieser Spielsituation. Czichos spielt in der 87. Minute einen langen Ball in das Zentrum auf Seydel. Sobiech rückt aus der Abwehrkette heraus und köpft den Ball auf die Seite. Zu sehen ist, dass jeder Kieler Offensivspieler in Strafraumnähe einen festen Gegenspieler hat. Sobiech köpfte ein ums andere Mal diese hohen Bälle auch gegen Peitz heraus. Der Rückraum ist grundsätzlich gut besetzt bei den Kielern, nur kam der Ball selten dorthin aufgrund der verlorenen Kopfballduelle und St. Pauli konnte immer wieder zwei stabile Abwehrreihen aufbauen, um Kiel den direkten Weg nach vorne zu versperren.
Die Innenverteidigung der Hamburger gewann weiterhin die Mehrzahl der Zweikämpfe und ließ keinen Raum hinter der Abwehrkette für Tiefenaktionen. Kiel musste den Ball also in den Rückraum zurücklegen, wo St. Pauli mit seinem kompakten defensiven Mittelfeld stören konnte.
Zu Zehnt spielte Kiel mit einer 3er-Abwehrkette, brachte mit Hohender die letzte Option für lange, hohe Bälle zusätzlich in den Strafraum.
Aus dem "Leuchtturm Duett" wurde in den letzten 5 Minuten vereinzelt ein "Leuchtturm Trio", wobei die eigentliche Positionierung von Hoheneder im zentralen Mittelfeld lag, um dort Bälle zu gewinnen und zu verteilen.
St. Pauli schaffte es trotz der Überzahl und den 3 Strafraumstürmern Kiels nicht für Entlastungsangriffe zu sorgen und kam kaum zu einem konstruktiven Offensivspiel. Das Team schlug die Bälle weit aus dem eigenen Strafraum raus, sodass Kiel es postwendend weiter mit hohen Bällen versuchte bis die Abwehrschlacht abgepfiffen wurde.
Fazit
Ein hart erarbeiteter Sieg für St. Pauli, bei der die Defensive sicher steht, aber auf Kosten der Offensive. Die Hamburger nutzen eine der raren Offensivaktionen zur Führung, Kiel spielt weiter druckvoll, aber mit wenig Torgefahr. Auch die taktische Anpassung auf hohe Bälle bringt keine Tore, sodass Kiel sich letztlich zu Hause geschlagen geben muss.
Für die kommenden Spiele wird der Kieler Erfolg entscheidend von neuen Lösungen gegen tiefstehende Teams abhängen.
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Re: KSV-Taktik
Wobei ich nicht glaube das die Duisburger tief stehen werden. Das ist eigentlich nicht ihr Spiel, ich rechne mit einem offenen Schlagabtausch wie gegen Union Berlin.
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Re: KSV-Taktik
Danke für die Analyse @DSummer.
Meiner Meinung nach war die Umstellung auf Brechstange nicht der richtige Weg - man kommt so nicht zu einem Tor. Gegen die Spielweise von Pauli gestern kommst Du eher durch eine Einzelaktion zum Torerfolg und gleichzeitig indem man zwischen die zwei Abwehrketten kommt. Die Aussen hätten meiner Meinung nach drinbleiben und zusätzlich Conde oder Tom eingewechselt werden sollen.
Meiner Meinung nach war die Umstellung auf Brechstange nicht der richtige Weg - man kommt so nicht zu einem Tor. Gegen die Spielweise von Pauli gestern kommst Du eher durch eine Einzelaktion zum Torerfolg und gleichzeitig indem man zwischen die zwei Abwehrketten kommt. Die Aussen hätten meiner Meinung nach drinbleiben und zusätzlich Conde oder Tom eingewechselt werden sollen.
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Re: KSV-Taktik
@elber5: Schwer zu sagen, einen offenen Schlagaustausch sehe ich allerdings nicht. Duisburg hat in den letzten beiden Spielen 8 Gegentore bekommen und zudem noch kein Spiel mit mehr Ballbesitz als der Gegner gewinnen können. Ein Problem, das viele Zweitligisten haben. Kiel ist stärker, wenn sie pressen und schnell umschalten können. Zusammen genommen, wäre ein zurückgezogenes Duisburg denkbar. Unabhängig von den Auswärtsspielen werden die meisten Teams in Zukunft in Kiel weit zurückgezogen auf Konter spielen, das hat bisher gut funktioniert. Dafür braucht Kiel Lösungen:
@ich: Ich bin auch kein Freund davon die taktische Grundordnung aufzugeben und mehr Spieler in den gegnerischen Strafraum zu stellen. Zu zehnt aber vielleicht die einzige Möglichkeit. Deine Variante mit mehr Mittelfeldpower finde ich auch gut. Außenverteidiger dauerhaft ins Mittelfeld ziehen, eventuell einen offensiveren 8er für den 6er einzuwechseln, die Flügelspieler drinlassen. Taktisch wäre die Grundordnung die gleiche. Dann mit Geduld weiter zum Tor kombinieren. Offensiv kam von St. Pauli ja so gut wie nichts.
Ansonsten muss die Situation für die Verwertung der ganzen hohen Bälle, Flanken und Halbflanken optimiert werden. Die Stürmer (2-3) sollten einen bestimmten Raum gemeinsam besetzen und überladen. So gäbe es besseren Zugriff beim Kopfball und auf den zweiten Ball. Das Mittelfeld muss im gegnerischen Drittel zentral auf zweite Bälle oder Abpraller warten (siehe auch Grafik in letzter Analyse: Seydel, Ducksch und Peitz sind zu weit auseinander, das Kieler Mittelfeld steht eigentlich gut).
(Fehl-)Pässe auf die Außen könnten das Spiel auch nach vorne tragen, ohne dass der Gegner Überzahl in Ballnähe hat, da ja eher auf zentral gespielte Bälle gewartet wird. Nach Ballverlust müsste das eigene Team nur schnell Zugriff auf den Ballführenden herstellen und diesen gegenpressen. Ein schneller Ballgewinn in so einer Situation könnte eine Flanke öffnen.
Die Möglichkeiten sind immer abhängig vom Gegner. Ist er kopfballschwach bieten sich hohe Bälle an. Spielt er mit zurückgezogener 5er-Kette könnte ein verstärktes Mittelfeld funktionieren. Zieht er sich in den Strafraum zurück, könnte der Weg über die Außen gehen. Das Team wird schon gute Lösungen finden.
Am besten in Führung gehen. Dann hat der Gegner das Problem.
@ich: Ich bin auch kein Freund davon die taktische Grundordnung aufzugeben und mehr Spieler in den gegnerischen Strafraum zu stellen. Zu zehnt aber vielleicht die einzige Möglichkeit. Deine Variante mit mehr Mittelfeldpower finde ich auch gut. Außenverteidiger dauerhaft ins Mittelfeld ziehen, eventuell einen offensiveren 8er für den 6er einzuwechseln, die Flügelspieler drinlassen. Taktisch wäre die Grundordnung die gleiche. Dann mit Geduld weiter zum Tor kombinieren. Offensiv kam von St. Pauli ja so gut wie nichts.
Ansonsten muss die Situation für die Verwertung der ganzen hohen Bälle, Flanken und Halbflanken optimiert werden. Die Stürmer (2-3) sollten einen bestimmten Raum gemeinsam besetzen und überladen. So gäbe es besseren Zugriff beim Kopfball und auf den zweiten Ball. Das Mittelfeld muss im gegnerischen Drittel zentral auf zweite Bälle oder Abpraller warten (siehe auch Grafik in letzter Analyse: Seydel, Ducksch und Peitz sind zu weit auseinander, das Kieler Mittelfeld steht eigentlich gut).
(Fehl-)Pässe auf die Außen könnten das Spiel auch nach vorne tragen, ohne dass der Gegner Überzahl in Ballnähe hat, da ja eher auf zentral gespielte Bälle gewartet wird. Nach Ballverlust müsste das eigene Team nur schnell Zugriff auf den Ballführenden herstellen und diesen gegenpressen. Ein schneller Ballgewinn in so einer Situation könnte eine Flanke öffnen.
Die Möglichkeiten sind immer abhängig vom Gegner. Ist er kopfballschwach bieten sich hohe Bälle an. Spielt er mit zurückgezogener 5er-Kette könnte ein verstärktes Mittelfeld funktionieren. Zieht er sich in den Strafraum zurück, könnte der Weg über die Außen gehen. Das Team wird schon gute Lösungen finden.
Am besten in Führung gehen. Dann hat der Gegner das Problem.