Liebe Forumsgemeinde,

wie ihr sicher bemerkt habt, war unser Board die letzten zwei Tage offline.
Der Grund: Unser Hosting-Provider musste wegen eines massiven Wasserschadens ein komplettes Rechenzentrum vom Netz nehmen und konnte die Probleme nicht so schnell beheben.

Wenn solch ein Ausfall auftritt, dann versuchen wir immer, euch auf Holsteins Forum auf transfermarkt.de darüber zu informieren. So auch diesmal geschehen: https://www.transfermarkt.de/zum-storch ... chor_39436
Wenn ihr das Forum also einmal nicht erreichen könnt, schaut gerne dort nach.

Euer Board-Team


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Ihr könnt diesen Hinweis oben rechts wegklicken.

KSV-Taktik

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Re: KSV-Taktik

#286

Beitrag von Scruffy » So 8. Apr 2018, 21:46

Gute Analyse. Da du vor dem Spiel die Darmstädter Kopfballstärke erwähnt hattest habe ich da mal versucht besonders drauf zu achten. Und für mein Empfinden haben sich unsere Jungs da vor allem in der ersten Halbzeit sehr gut aus der Affäre gezogen.

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Re: KSV-Taktik

#287

Beitrag von Elmo » So 8. Apr 2018, 22:31

Danke für die Analyse, wie immer top! Ich hätte Karazor gerne früher für Peitz gesehen, einfach weil ich ihm in Drucksituationen bessere Lösungen zutraue. Dann hätte man aber die Kopfballstärke verloren, was gerade bei einem Gegner, der viel über hohe Bälle kommt, nicht ideal ist. Noch spielstärker wäre wohl Besuchskow gewesen, vielleicht mit Mühling getauscht, wäre auch interessant, aber, wieder, instabiler. Mir fällt da aber auch keine gute Lösung ein, wenn ein kopfballstarker Innenverteidiger fehlt.
Die geforderten hohen Anspielen auf Mühling machen auch nur dann Sinn, wenn er den Ball schnell und sauber verarbeiten kann und seine Mitspieler gut mitmachen. Dass der Raum, den du da auch eingezeichnet hast, bespielt werden soll ist super sinnig, ich fürchte aber, dass Anfang seiner Mannschaft da zu viel abverlangt hat. Wenn in vorderster Linie Ribery, Lewandowski, James, Robben und Thiago stehen, dann wird eine Staffelung wie die Darmstadts bestraft. Für Holstein reichts dann halt leider. Also ein im Grunde guter Matchplan, nur nicht für diese Mannschaft.

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Re: KSV-Taktik

#288

Beitrag von Hawkeye » Mo 9. Apr 2018, 00:20

@Elmo
Das ist ein interessanter Punkt mit dem Spielplan. Ich wüsste jetzt aber auch keine Idee, wie man das Darmstadt-Bollwerk hätte knacken können.
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Re: KSV-Taktik

#289

Beitrag von DSummer » Mo 9. Apr 2018, 12:08

Scruffy hat geschrieben:[...] Und für mein Empfinden haben sich unsere Jungs da vor allem in der ersten Halbzeit sehr gut aus der Affäre gezogen.
Über 90 Minuten gesehen korrekt: Insgesamt gab es 35 Kopfballduelle, von denen Kiel 18 gewann. Die Statistik sagt bzgl. der ersten Halbzeit etwas anderes: 24 Duelle fanden in der ersten Halbzeit statt, Kiel gewann hier 10. In der zweiten Halbzeit gab es 11 Duelle von denen Kiel 8 gewann. Peitz war mit 7 gewonnen Duellen bester Kieler, Boyd mit 5 vor Sulu mit 4 bester Darmstädter.

Problem war eher, wo diese Kopfbälle stattfanden: Kiel gewann nur 4 Kopfbälle in der Darmstädter Hälfte (2x Darmstädter Drittel, 2x im mittleren Drittel), umgekehrt gewann Darmstadt aber 8 in der Kieler Hälfte (6x mittleres Drittel, 2x Kieler Drittel). Man könnte sagen: Kiel konnte sich im Luftduell v.a. in der Offensive nicht durchsetzen, Darmstadt kam kaum in die offensiven Kopfballduelle.
Elmo hat geschrieben:[...] Dann hätte man aber die Kopfballstärke verloren [...]
Nach der Peitz Auswechslung (81. Minute) gab es nur noch 2 Luftduelle, das Spiel war dahingehend bereits ab der 65. Minute schon ziemlich flach mit nur noch 4 Luftduellen. Nach meiner Einschätzung war der Wechsel bei der Spielentwicklung also nicht so riskant. Karazor war nach der Einwechslung auch eher im Mittelfeld und einigen Zweikämpfen gefangen und kam bei 9 Pässen nur 3 mal ans Ziel. Die Schlussphase wirkte aber recht zerfahren, Darmstadt schlug und köpfte die Bälle am Schluss einfach nur raus, dazu ein paar Wechsel und Fouls. Vielleicht bekommt Besuschkow ja noch seine Einsatzzeit, wobei @Jupp im Nachbarthread (viewtopic.php?p=85641#p85641) schreib, dass er lustlos wirkte im Training.
Elmo hat geschrieben: [...] ich fürchte aber, dass Anfang seiner Mannschaft da zu viel abverlangt hat. [...]
Das zeigte sich so zumindest auf dem Platz. Es fehlte die Bindung zwischen Defensive und Offensive, das gab es ja schon in anderen Holstein-Spielen. Peitz ließ sich oft fallen und hatte Probleme im Mittelfeld den Ball zu verteilen. Mühling neben Peitz (4-2-3-1) oder Seydel und Schindler neben peitz (4-3-3) hätte der Verteidigung mehr Anspieloptionen auch durch die Linien ermöglicht. Dann hätte zwar weiter vorne Spieler gefehlt, die wurden aber auch so nicht gut erreicht. Ob das für das Darmstadt-Bollwerk gereicht hätte, werden wir leider nicht erfahren. Drexler wird kommenden Samstag hoffentlich wieder helfen, dieses Problem zu lösen.

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Re: KSV-Taktik

#290

Beitrag von Scruffy » Mo 9. Apr 2018, 12:31

Witzig, wie man sich in der Wahrnehmung täuschen kann. Danke für die Aufklärung.

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Re: KSV-Taktik

#291

Beitrag von Elmo » Mo 9. Apr 2018, 13:24

Danke für die Statistik. Was ich meinte war eher, dass die Staffelung, so wie du sie im Bild Spielaufbau zweite Halbzeit skizziert hast, doch eigentlich ganz gut aussieht. Wenn der Ball auf Mühling kommt, gäbe es ja mehrere Möglichkeiten. a) Er lässt den Ball auf jemanden auf der Peitz-Position prallen, der ihn weiter verarbeitet. b) er kann den Ball zu einem sauberen Pass verarbeiten, mit einem entgegenkommenden höher Positionierten, auf die Flügel... c) er kann den Ball nicht verarbeiten, was aber mit vernünftigem Druck auf den zweiten Ball auch kein Problem wäre und eine eher Holstein zu Gute kommende Dynamik reinbringen würde. Das Problem war aber, dass Laufwege, Positionierung und Ballverarbeitung nicht für eine Ausführung wie a) und b) genügten. Meintest du das, mit "sieht auf dem Platz wohl so aus"?

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Re: KSV-Taktik

#292

Beitrag von DSummer » Mo 9. Apr 2018, 16:05

@Scruffy: Dein Eindruck täuscht aber nicht ganz. Es kommt ja immer darauf an, was passiert nachdem man ein Duell gewonnen oder verloren hat und da hat sich Kiel in der ersten Halbzeit nichts zu Schulden kommen lassen.

@Elmo: Ja, die Umsetzung war nicht sauber. Die Staffelung grundsätzlich und die Spielidee dahinter war gut, das sehe ich auch so. Darmstadt hat das aber auch schlicht sehr gut gemacht und die Kieler Probleme bei frühem Pressing erkannt, vielleicht durch die Ausfälle noch zusätzlich bestärkt in der Umsetzung dieser Idee und mit dem Mut eines Abstiegskandidaten.

Im Fazit zur Hinrunde habe ich ein bisschen zum Kieler Spiel gegen Mannschaften mit frühem Pressing geschrieben, siehe: viewtopic.php?p=80022#p80022. Hier auch am konkreten Beispiel Ingolstadt: viewtopic.php?p=77962#p77962

Meine statische Grafik zur 2. Halbzeit täuscht etwas, da natürlich mehr Bewegung im Spiel war und bei langen Bällen auch Zeit für Darmstadt sich neu zu positionieren (reminder an mich: beim nächsten Mal ein gif). Mir kam es so vor, als wären die Offensivspieler noch in der Taktik der ersten Halbzeit, während die Defensive schon was anderes spielen musste. Deine Beispielspielzüge sind alle denkbar und Kiel hat diese auch schon diverse Mal in der Saison gezeigt, aber leider nicht am vergangenen Samstag.

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Re: KSV-Taktik

#293

Beitrag von DSummer » Mi 11. Apr 2018, 10:21

Nächstes Spiel: Dynamo Dresden.

Dresden spielt in einem breiten 4-3-3, welches zu Hause etwas offensiver interpretiert wird. Dynamo ist das Team mit dem meisten Ballbesitz in der zweiten Liga. Sie bauen das Spiel kontrolliert in der eigenen Hälfte auf und spielen sich mit einem Kurzpassspiel nach vorne, oft über die linke Seite, von der aus auch die meisten Torchancen erarbeitet werden. Sie haben Schwierigkeiten zu guten Torchancen im gegnerischen Strafraum zu kommen, sodass sie vermehrt mit Fernschüssen abschließen.

Defensiv bieten sie dem Gegner auf den Flügeln Platz, welche gut mit präzisen Bällen durch die Linien erreicht werden können. Ihr Spielstil ist wenig aggressiv, spielen so nur relativ wenig Fouls pro Spiel. Die Abseitsfalle greift nicht immer, zudem kommen hin und wieder individuelle Fehler hinzu, die zu sehr guten Torchancen führen können.

Kiel wird sich auf ein Spiel einstellen müssen, in dem sie eher die reaktive Rolle übernehmen. Dresden wird, auch aufgrund der Tabellensituation, auf Sieg spielen. Spielentscheidend wird aus meiner Sicht das Pressing der Kieler sein: Schaffen sie es die Räume ab der Mittellinie zuzustellen und Dresdens Spieler gezielt zu isolieren, werden sich gute Konterchancen ergeben.

Neben den Fragezeichen um die Startaufstellung (Drexler fit?, Lewerenz als Konterspieler?, Lenz für eine offensive linke Seite?, Weilandt für das schnelle Umschaltspiel?), wird interessant, ob Kiel auch in der zweiten Halbzeit fokussiert und zur Not auch mit taktischen Anpassungen an das Spiel herangeht.

Kiel hat die letzten 9 Auswärtsspiele nicht mehr gewonnen, es wäre ein guter Zeitpunkt, um diese Serie zu beenden.

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Re: KSV-Taktik

#294

Beitrag von Hawkeye » Fr 13. Apr 2018, 21:29

Hier ist eine Analyse vom Spiel Bielefeld gegen Kiel von spielverlagerung.de

https://spielverlagerung.de/2018/04/13/ ... -folge-49/
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Re: KSV-Taktik

#295

Beitrag von Scruffy » Sa 14. Apr 2018, 07:13

Laut Kicker treffen heute übrigens die beiden gefährlichsten Team nach Eckbällen aufeinander. Holstein mit 11 Treffern knapp vor Dresden mit 10.
War mir gar nicht so bewusst wie sehr wir uns da verbessert haben.

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Re: KSV-Taktik

#296

Beitrag von DSummer » Mo 16. Apr 2018, 10:47

@Hawkeye: Danke für den Hinweis. Da sind ein paar sehr interessante Schlüsse zu lesen.

@Scruffy: Das war mir auch nicht bewusst. Zum Glück war es kein entscheidender Faktor für das Spiel und Kiel konnte andere Lösungen finden.

Ich versuche heute noch ein paar Worte zum Spiel in Dresden zu schreiben.

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Re: KSV-Taktik

#297

Beitrag von BWR » Mo 16. Apr 2018, 11:06

Das Spiel in Dresden hat mich an diverse Pokalspiele erinnert, in denen ein Bundesligist gegen eine unterklassige Mannschaft antreten musste. Der Underdog spielt begeisternden Fußball, hat Chancen ohne Ende, tja, und der Bundesligist schlägt gnaden- und humorlos viermal zu. Für den Underdog ist das natürlich deprimierend und für die Zuschauer auch. Aber Sonnabend waren nicht wir der Underdog, und deshalb war es alles andere als deprimierend...
Dummheit ist ein gefährlicherer Feind des Guten als Bosheit. Das Böse läßt sich notfalls mit Gewalt verhindern. Gegen die Dummheit sind wir wehrlos.
Dietrich Bonhoeffer

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Re: KSV-Taktik

#298

Beitrag von DSummer » Mo 16. Apr 2018, 16:05

30. Spieltag, 14.04.2018, 13:00, Dynamo Dresden - Holstein Kiel 0:4

Effiziente 3 Punkte halten den Vorsprung auf die Verfolger bei 5 Punkten und lassen Kiel mit 49 Punkten auf 2 Punkte an Nürnberg heranrücken.

Rückkehrer


Bei Kiel kam es zu einigen Änderungen in der Startelf: Markus Anfang konnte auf die Rückkehrer Czichos und Schmidt setzen. Lenz blieb in der Startelf. Im Mittelfeld spielte Kinsombi auf der 6 für Peitz, Mühling auf der 8, neben dem linken Flügel Weilandt, der für Seydel ins Team kam.

Dresden musste kurzfristig vereltzungsbedingt Konrad in der Innenverteidigung aufstellen. Die Geburtstagsgastgeber spielten hoch stehend in einem nach links verschobenen 4-3-3. Hauptmann und Duljevic teilten sich fast die linke Flügelposition mit dem Ziel diese zu überladen.

Kiel war zwar bemüht sein Spiel im 4-1-4-1 aufrecht zu halten, passte sich im Spiel aber gegen den Ball zu einem 4-4-2 an, bei dem Mühling neben Kinsombi spielte und Ducksch neben Drexler. Holstein wurde stark in die eigene Hälfte zurückgedrängt, vergleichbar wie im Heimspiel gegen Ingolstadt.
30_Dresden_Aufstellung.gif
30_Dresden_Aufstellung.gif (18.45 KiB) 4136 mal betrachtet
Kronholm hält

Dresden übernahm schnell die Spielkontrolle mit ihrem gewohnt breitem, vorschiebendem und flachem Passspiel. Dresdens Verteidigung wich beim Spielaufbau immer wieder zurück, um als sichere Rückpassoption anspielbar zu bleiben, auch Ducksch und Weilandt (1. Hz) bzw. Drexler (2. Hz) als Pressingspitze konnten hier kaum Druck ausüben.

Dynamo baute das Spiel über die rechte Seite auf, griff, sofern Lenz aufgerückt war, auf einen langen Ball hinter die Abwehr zurück, ansonsten wurde das Spiel schnell auf die linke Dresdener Seite verlagert. Knapp jeder zweite Angriff der Hausherren erfolgte über diese Seite. Hier überluden die Gastgeber dann den Raum mit Duljevic, Benatelli und Hauptmann, untersützt von Heise. Es entstanden folglich Gleichzahlsituationen, falls Kiel zu langsam verschob sogar Überzahlsituationen, in denen Dresden v.a. in der zweiten Halbzeit immer wieder gefährlich an Grundlinie durchbrach.

Mit den vielen hohen Hereingaben über die linke Seite fand Dresden keine Anspielstation im Zentrum. Koné hatte hier gegenüber Schmidt und Czichos das nachsehen. Holstein verteidigte solide, geriet im Anschluss aber schnell wieder unter Druck, da Dresden weit vorgeschoben den Rückraum kontrollierte. Hartmann fing von Kiel geklärte Bälle im Zentrum ab und baute das Spiel in Zusammenarbeit mit den Innenverteidigern neu auf. Flache Hereingaben oder Passkombinationen in den Strafraum führten zu mehr Torgefahr.

Im Zentrum spielten häufig Mühling gegen Hartmann und Kinsombi gegen Benatelli oder Hautpmann. So entstanden mannorientierte Zuordnungen, die Dresden nutzte, indem Hauptmann aus dem zentralen rechten Mittelfeld mit Diagonalläufen auf die linke Offensivseite wich und dort für Gleich- oder Überzahlen sorgen konnte. Die Großzahl der Tackings und Dribblings spielten sich auf der rechten Kieler Seite ab. Herrmann löste diese Situationen jedoch gut, v.a. im Spagat zwischen Defensive und Offensive.

Kiel kam hauptsächlich nach Ballgewinn zu Offensivaktionen. Gelang es den Kieler die vier Verteidiger und Hartmann als 6er zuzustellen, folgte häufig über mehrere kurze Pässe das Rückspiel zum Dredener Torwart. Dresden hatte hier Probleme sich zu befreien. Bei geordnetem Spielaufbau versuchte Kiel mit Vertikalpässen in den zentralen Halbraum zu spielen, z.B. Czichos auf Mühling oder Herrmann auf Drexler. Dies gelang jedoch nur selten gut, da Dresden über die Mannorientierung sofort zugriff auf den Passempfänger hatte. Drexlers Rückkehr machte sich unabhängig davon positiv bemerkbar für das Kieler Spiel. Er besetzte die Zwischenlinien- und Halbräume, sorgte so für Unordnung in der Dresdener Zuordnung und konnte sich einige Male geschickt aus dem Pressing befreien.

In der zweiten Halbzeit kam Kiel noch seltener aus der eigenen Hälfte heraus. Es gab nur wenige Entlastungsangriffe. Diese jedoch waren maximal effizient.

Kiel trifft

Kiel gab 6 Schüsse ab, davon 5 aufs Tor, 4 mal aus dem Strafraum bei 4 Treffern. Viel mehr kann ein Team aus Chancen nicht machen. Dresden hingegen erarbeitete sich 16 Torschüsse, von denen allerdings nur 6 aufs Tor gingen, davon nur 5 aus dem Strafraum und diese endeten beim glänzend aufgelegten Kronholm. Ein Blick auf das xG-Maß verdeutlicht die Kieler Effizienz und höhere Qualität der Torchancen: Kiel kommt auf 1,4, Dresden auf 1,5.

In der ersten Halbzeit deutete sich bereits an, dass, wenn Kiel Dresden ins eigene Drittel zurückdrängen konnte, Dresden Probleme hatte, die schnellen Kieler Spielzüge zu verteidigen. Dies zeigte sich besonders auf der linken Abwehrseite der Dresdener, über die alle Tore fielen.

Das Muster vor den Kieler Toren war dabei immer ähnlich: Kiel fand einen offensive Anspielstation im Halbraum, wodurch Dresden aus der geordneten Abwehrformation rausrücken und Kiel dadurch auf der Außenbahn Raum anbieten musste. Diesen nutzte Kiel mit den schnell nachrückenden Spielern für Pässen in den Strafraum (1:0, 3:0) oder Flanken (2:0, 4:0). Die Abstimmung in der Dresdener Abwehr funktionierte hier nicht gut, eventuell durch den Wechsel in der Innenverteidigung verschärft. Zudem musste Dresden mehr Risiko gehen und dadurch auf eine bessere (Halbraum-)Absicherung durch 6er/8er verzichten.

Fazit

Kiel gewinnt das Spiel dank Kronholm und der (In-)Effizienz vor dem Tor. Der Sieg ist in dieser Höhe schmeichelhaft, Drexlers Rückkehr sorgte sofort für Gefahr und wird bis zum Ende der Saison wichtigster Kieler Offensivbaustein bleiben. Dresden hingegen liefert ein dominates Spiel ab, verpasst es aber sich dafür mit Punkten zu belohnen.

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Re: KSV-Taktik

#299

Beitrag von DSummer » Mi 18. Apr 2018, 15:21

Nur noch Endspiele. Das erste gegen den 1.FC Nürnberg. Das erste nach der Gewissheit in der Trainerfrage.

Konnte Nürnberg bis zur Winterpause fast alle Auswärtsspiele gewinnen (S:2-U:1-N:6), teilen sie sich in diesem Jahr meistens die Punkte (1-6-1).
U.a. dieser Umstand ermöglichte Kiel nach überstandener eigener Ergebniskrise auf 2 Punkte an Nürnberg heran- und mit einem Heimsieg auf Platz 2 vorzurücken.

Nürnberg geht am häufigsten im 4-1-4-1 auf den Platz, welches gegen spielstarke Teams wie Ingolstadt oder Dresden zum 4-3-3 oder 4-2-3-1 abgewandelt wird. Die Offensive ist nach wie vor stark, viele Angriffe gehen über die Flügel, sie nutzen geschickt Räume zwischen den gegnerischen Reihen für Steilpässe, kombinieren sich in den Strafraum und sind treffsicher vor dem Tor. Einmal in Führung verliert Nürnberg nicht mehr (16 Führungen - 14 S, 2 U), d.h. für Kiel bloß nicht in Rückstand zu geraten. Sie verteidigen anschließend kompakter und nutzen die größeren Räume mit schnellen Gegenstößen. Mit Ishak (12 Tore) und Behrens (11 Tore) haben die Gäste zwei Toptorschützen in ihren Reihen, mit Rechtsverteidiger Valentini ihren Topvorbereiter (9 Assists).

Kiels Plan könnte daher sein Valentini eher in defensive Aufgaben zu drängen und viel über seine Seite anzugreifen. Lenz in Kombination mit Lewerenz und Drexler könnte hier eine Option sein. Vielleicht ja auch Lenz vor vd Bergh? Wahrscheinlich wird es Weilandt im linken Mittelfeld. Kinsombi könnte gegen die spielstarken Nürnberger die 6 bilden und ggfs. von Mühling auf der 8 unterstützt werden. Mit langen Bällen ins Zentrum wird Kiel es schwer haben: Die Innenverteidgung ist kopfballstark, genauso wie Behrens im zentralen Mittelfeld. Besser könnte es dafür über die Außen laufen, nachdem Nürnberg etwas aufgerückt ist. Ähnliches zeigte sich auch beim gerechten Unentschieden im Hinspiel.

Die letzten Nürnberger Ergebnisse und die Kieler Heimbilanz gegen die Topteams der Liga deuten am ehesten auf ein knappes Spiel mit wenig Toren hin, am wahscheinlichsten ein Unentschieden, was den Gästen reichen dürfte.

Da eine Niederlage für Kiel die Chancen auf Platz 2 drastisch verringern würde, könnte sich ein Spiel mit Pokalcharakter entwickeln. Und das im passenden Rahmen unter Flutlicht. Es wird spannend.

pinocchio
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Re: KSV-Taktik

#300

Beitrag von pinocchio » Mi 18. Apr 2018, 16:47

Zunächst mal ein ganz großes "Danke" für Deine Arbeit hier. Aber nun habe ich eine Frage:
DSummer hat geschrieben:Wahrscheinlich wird es Weilandt im linken Mittelfeld.
Wie kommst Du darauf?

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