Wedder trüüch ut Baiern! Oh, was für eine Auswärtsfahrt, wo ward ihr alle? Das sind Erlebnisse, die reichen für ein ganzes Leben! Was für ein geiler Sport, was für eine geile Mannschaft! Wie euphorisiert sind wir eben zurückgefahren in unserem Auto, in dem dan auch noch die Motorsteuerung ausfiel...Golf...gerne ohne Leistung fahren! Aber für Leistung hatten ja die Mannschaften genug gesorgt, die wir supporteten.
Ging los mit Regionalliga Südwest, Abstiegskampf, Hessen Kassel! Sommerliche Temperaturen, eine gut gefüllte Nordkurve, immerhin wieder 3500 Zuschauer waren gekommen gegen Astoria Walldorf. Während der Gästesupport aus Spielerfrauen und Kindern bestand, brachte der Kasseler Anhang schon für das Stadion, das uns ja schon reichen würde, ganz gut was auf die Beine. Wurde man als Kieler erkannt, wurde man sofort geherzt, und da wir auch ein bisschen das Glück mitgebracht hatten, daß uns ja momentan so treu ist, war man einfach gern gesehen. Und wir waren ja nicht die einzigen Kieler. Kassel früh zurück, aber durch ein selten dämliches Eigentor der Walldorfer wieder in der Spur. Und Kassel macht im weiteren Verlauf des Spiels mit Kampf und Wille die Mängel mehr als wett. Und als schließlich eine der wenigen Abschlüsse grandios im Tor landet steht das Stadion Kopf. Mitgefiebert, gezittert und mitgesungen bis zum Abpfiff. Die „Kassel und Kiel“ Fahne, die unsere Szene den Kasselern geschenkt hatte, wehte im Block und ein Duplikat wird auch künftig bei uns im Kieler Block zu finden sein. Kassel und Kiel, das passt einfach. Wer Lust hat am 5.5. mit nach Koblenz zu kommen, ist herzlich eingeladen, ein perfekter Warm Up vor Düsseldorf. Hessen Kassel darf nicht untergehen!
Irgend eine Intuition lockte uns danach mal wieder nach Rothenburg, schossen wir doch nach unserem letztmaligen Aufenthalt dort gleich 5 Tore in Heidenheim. Frühlingserwachen mit Rockkonzert auf dem Marktplatz, lud dann auch bis in die Nacht zum Verweilen ein. Wahrscheinlich deswegen streikte dann auch mein Auto, das da gar nicht mehr weg wollte, zeigte mir es doch mit kleinen Lämpchen seinen Unwillen an, weiterzufahren. Umso gemütlicher und dadurch auch spritsparender ging es dann nach Ingolstadt, nachdem mein Tablet kurzerhand auch noch meinen Goooood Moooooorning Beitrag verschluckt hatte, der sich sehr an den kämpferischen Leistungen des KSV und auch des HSV orientiert hatte, aber was wech is, is wech...grrrr.
Ingolstadt hat sein Stadion ja einfach draußen vor die Stadt gestellt, eine Hochglanz- Sicherheitarena à la Regensburg, Mainz und Co. Einfach einen Schotterparkplatz ohne jeglichen Bewuchs davor, 5,- Euro Parkgebühr nehmen, und fertig is. Audi bezahlt sowas ja aus der Portkasse. Die Ränge ganz gut gefüllt, hatte man sich doch vom Saisonfinale gegen Nürnberg und Kiel viel versprochen. Zumindest wir sollten diese Erwartung voll und ganz erfüllen. Die Temperaturen waren mal wieder auf 28 Grad gestiegen, daß unsere Holsteiner Störche sowas richtig beflügelt, kannten wir schon aus Dresden. Ein Rasen wie ein Teppich, einfach ein Traum, der beste der ganzen Liga, gut gewässert und ohne Makel. Da wir glücklicherweise die Seitenwahl gewannen, konnten wir sogar die Blendwirkung der Sonne für Kenny minimieren, nicht ganz unwichtig, da auf dem Platz auch in der Sonne über 30 Grad brannten. Duckschi später mit krassen Sonnenbrand unter der Dusche.
Von Anfang an gingen wir richtig drauf und ließen die Schanzer einfach nicht spielen. Wennimmer einer angespielt wurde waren wir schon da. Eine Klasse Zuordnung und alles, was dann noch in und vor den 16er kommt, fischt Peitzer weg. Peitzer für mich Man of the Match! Mit ihm hätten wir gegen Nürnberg nicht verloren, blöd, daß er wegen einer überflüssigen Karte in Düsseldorf fehlt. Kein Wunder, daß unser Punkteschnitt bei Spielen mit Peitz bei fast 2 liegt, bei Spielen ohne ihn irgendwo bei 1,3. Das 1:1 zur Pause ärgerlich aber nicht unverdient für Ingolstadt. Da auch in Duisburg ein 1:1 stand, war ja nix passiert.
In der zweiten Hälfte dann dieser Moment, als sich ein Ingo hinlegt, wir den Ball erobern und Drexler für einen Mini Moment Tempo rausnimmt. Alle Ingos bleiben stehen, nur wir spielen weiter und stehen allein vor dem Tor, 2:1. Auch wir im Block haben das Tor sehr verhalten bejubelt, könnte man doch Unsportlichkeit vermuten. Spätere Fernsehbilder zeigten das Gegenteil, dennoch unglücklich. Die Schanzer schnüren uns ein und rücken weit auf, ein idealer Moment, die Dresden Taktik wieder rauszuholen, Gegner machen lassen, 11:1 Ecken hab ich zwischendurch mal gelesen, und eiskalt auskontern. Krasse Pässe von Drexler und Ducksch, einfach bundesligareif. Und die Tore fallen so schnell, gerade war „hinsetzen“ angesagt, springen alle wieder auf, um das nächste Tor zu bejubeln. Und welch geile Tore heute...Drexler mit Kopf, kaum zu glauben! Eine Glückseligkeit im Block, unfassbar. 9 Tore in Dresden und Ingolstadt, Hammer. Nur nicht abheben jetzt, wie hart wir dafür arbeiten mussten, muss man auch mal sehen. Ich bewundere ja immer noch Anfang, der am Mittwoch die Mannschaft beim Training einmal komplett und glaubwürdig durch dieses emotionale Tief geschleift hat, um alles was vorher war, vergessen zu machen. Einer Mannschaft die Gelegenheit gibt aufzustehen und zusammenzustehen, das war das große Kino der Woche, und da ziehe ich respektvoll den Hut vor Anfang, wenn das wirklich so gewollt war. Der Fokus war zu 100% nur auf dieses Spiel gerichtet, und das war der Schlüssel zum Erfolg. Das die Mannschaft dann noch selbst entscheiden durfte, einen Kopfballspieler, Peitz, mehr auf dem Platz zu haben macht das Coaching dann auch für mich perfekt.
Einfach schade, daß wieder nur knapp 500 dieses historische Spiel gesehen haben, die weiteste Auswärtsfahrt war wieder mal die lohnenste, 1700 Kilometer und nie wurde es langweilig. Was für eine saugeile Tour! Ein Punkt nun noch zur Relegation, dieser merkwürdigen Zugabe. Und Nürnberg ist noch lange nicht durch, wie wir letzte Woche noch alle dachten. Heute kucken wir dann nochmal bei Laura Wontorra vorbei, ich könnte mir vorstellen, daß das Holstein Trikot da gerne mal öfter sitzen könnte...

Don't stop believin'...