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von Andi7098 » So 15. Aug 2021, 10:34
Stöver hat ja nicht mal eine katastrophale Arbeit geleistet, nur halt keine gute. Ich bin weiterhin der Meinung, dass Stöver im Vergleich zu anderen Sportdirektoren kein schlechter ist, aber leider auch kein guter - vor allen Dingen wenn es tatsächlich um etwas geht. In gewisser Art und Weise ist die aktuelle Situation das Ergebnis seines zwanghaften Drangs zur Konstanz. Lee und Serra wurden nicht verkauft, ergo gingen sie ablösefrei. Meffert wurde auch nicht verkauft, ergo ging er trotz Wissen über die Austiegsklausel (im Gegensatz zur Öffentlichkeit, ich hätte da dann schon lange für einen Verkauf gewettert) für Handgeld weg. Es ist für einen Verein der Größe Holsteins eine absolute Katastrophe, Spieler wie Lee oder Serra bekommen und entwickelt zu haben und dafür am Ende nichts zu bekommen. Die Konsequenz ist der extreme Qualitätsabfall. Und dieser lässt sich nur mit sehr guten bis guten Transfers wieder solide auffangen - aber eben nicht mit durchschnittlichen bis schlechten Transfers. Das ist schon Wohlgemuth zum Verhängnis geworden, zu sehr fokussierte er sich auf Potential zu wenig auf Qualität - Stöver seinesfalls auf vermeintliche Qualität, verachtet Potential fast komplett und generiert somit auch perspektivisch keine Einnahmen. Ohne sportlichen Erfolg tappt man so am besten auf der Stelle, oder eben schlechter.
Das lässt sich auch an anderen Stellen sehen, nur dort halt nicht abrupt wie bei Lee, Serra und Meffert, sondern schleichend: Ich rede seit mehr als zwei Jahren darüber, dass man van den Bergh so langsam ersetzen muss, weil er ins Alter kommt. Letzte Saison hatte man mit der freien Backup-Stelle die Möglichkeit, einen zukunftsorientierten Ersatz heranzuführen. Stattdessen holte man erst niemanden und dann einen 29-jährigen, mit dem man selbst bei erfolgreicher Ablösung (was aktuell nicht ansatzweise der Fall ist) wenn überhaupt nur zwei, drei Jahre ohne jeglichen Wiederverkaufswert planen kann. Zusätzlich verlängert man mit van den Bergh jährlich und verschleppt das Problem nur ins nächste Transferfenster, bis es unumgänglich ist und dann muss man Glück haben und auf die Verfügbarkeit der richtigen Personalie hoffen, nachdem man sie die Jahre zuvor hat ziehen lassen. Das gleiche gilt für Personalien wie Ignjovski, der nun die Entwicklung von einem Benger blockiert (der sowie so aufgrund seiner fehlenden Qualität nicht die besten Zeichen für Spielzeit hatte) und Gehalt wegnimmt, obwohl er nur von der Mentalität her zweitligatauglich ist. Oder Thesker, der extrem verletzungsanfällig ist und nun die Entwicklung von Lorenz ausbremst, obwohl er keine wirkliche Verbesserung gegenüber letzterem ist. All das nur, um Konstanz herzustellen - möglich wenig Veränderung, um nichts falsch zu machen. Nur sind wir nicht Bayern, sondern Holstein. Und die Konsequenz ist der wirtschaftliche Stillstand, denn ohne Spielereinnahmen keine Vereinsentwicklung. Wenn wir mit Veränderung nicht klarkommen, können wir nicht überleben - das ist völlig normal für Zweitligaclubs. Wie man es macht, sieht man in Heidenheim. Spieler werden teuer ziehen gelassen, das Geld wird zu einem Drittel schlau reinvestiert, der Rest gelagert. Es kommt nie wirklich zu großen Umbrüchen, immer alles Stück für Stück mit völliger eigener Kontrolle durch gezielte Verkäufe statt ablösefreie Wechsel. Und dann kann man auch in Pandemie-Zeiten einen Kleindienst zurückholen.
Und dann kommt die Öffentlichkeitsarbeit Stövers dazu und setzt den Deckel obendrauf. Ich verfolge den Fußball privat als auch beruflich seit zig Jahren und habe selten eine Person gesehen, die so oft so viel Schwachsinn in Interviews von sich gibt. Aktuell wird nur Baumann in Bremen noch mehr Schwachsinn labern. Über angedeutete Vertragsgespräche mit Spielern, bei dem jeder Hans und Kunz weiß, dass sie sowie so gehen werden. Bis hin zu Aussagen zuletzt, wonach wir dieselbe, wenn nicht sogar eine bessere Qualität als letzte Saison haben werden, wenn das selbst für die besten Sportdirektoren im Fußball eine Mammutsaufgabe gewesen wäre. Und dann stets als Fahne im Wind, es wird das gesagt was man gerade hören will. Mal zur Beruhigung der Verantwortlichen/des Trainers, mal zur Beruhigung der Fans, mal um sich selbst besser darzustellen. Aus "der Kader steht" wird "wir werden noch etwas machen", aus "wir holen noch einen LV" wird "es wird nichts mehr passieren". Aus "wir wollen oben mitspielen" wird "wir sind ein kleiner Verein". Gegensätze über Gegensätze, weil man nie die Wahrheit sagen, sondern immer nur beschwichtigen will.
Wie gesagt, keine katastrophale Arbeit wie es einige hier immer wieder andeuten, aber insgesamt einfach eine zu schlechte, um die aktuelle Situation verhindert zu haben. Und es ist natürlich nicht ansatzweise alleine Stövers Schuld. Der aggressive Sparkurs der Verantwortlichen spielt da eine Rolle. Ebenso Werners zahlreiche taktische Fehlausrichtungen zuletzt, oder ganz allgemein seine strikte Qualitätsrangordnung, die bei Erfolg super funktioniert (weil eingespielt), aber bei Misserfolg zu völliger Alternativlosigkeit durch mangelnde Spielpraxis führt. Und zu guter Letzt dann auch noch die Frage der Mentalität, nachdem man den Aufstieg aus der Hand gegeben hat. Es kommt gerade einfach alles zusammen. Das Ergebnis davon lautet 0:9 Tore und 0 Punkte. Und ganz allgemein bis auf Teile des Schalke-Spiels schlechte bis katastrophale Spiele.